Wenn jener wohlmeinende Samariter heute durch Eure Innenstädte gehen würde, käme er alleine angesichts der zahlreichen bettelnden Menschen recht schnell an die Grenzen seiner Möglichkeiten und wahrscheinlich auch seiner Hilfsbereitschaft. Wie muss dass erst in den Elendsgebieten der Dritten Welt sein? Ich beobachte Menschen, die sich auch gefühlsmäßig überfordert fühlen. Menschen, die sich schwertun, den Geldbeutel stecken zu lassen und schnell am Elend vorbei gehen, ohne dem Menschen dabei in die Augen zu schauen. Aber Wegschauen nützt Dir wenig, wenn dir im Briefkasten die Aufrufe mit Zahlkarten entgegenkommen und Du entscheiden musst.
Gebe ich Geld, weil ich nicht direkt helfen kann so wie damals der barmherzige Samariter im Gleichnis? Gebe ich einer Institution Geld für den fernen Nächsten? Gebe ich Geld mit dem andere für mich Verantwortung für die Schöpfung, für Kultur und für mehr Gerechtigkeit übernehmen?
Weltweite Schreckensbilder gibt es für Dich jeden Tag – oft verbunden mit einem Spendenkonto.
So werden Überweisungsträger in bester Absicht erst einmal hingelegt, viele aber dann doch zerrissen. Wer ein mitfühlendes Herz hat, der müsste eigentlich angesichts des so bildhaften Gleichnisses ein schlechtes Gewissen haben. In meinem Gickelshirn ist nach langem Überlegen aber die Überzeugung gereift, dass Jesus barmherzig mit Dir häufig so unbarmherzigen Samariter sein würde und dass er es bestimmt akzeptiert, wenn Dir manchmal Deine ganz nahen Nächsten, die Kinder und Enkel, oder die alten Eltern näher sind als die entfernteren Nächsten in großer Not. „Lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit“ heißt es in einem Text von Wolf Biermann. Ich formuliere es Dir gerne folgendermaßen um: Lasse dich nicht ganz verhärten!
Ich denke mal, dass Jesus damit schon zufrieden sein würde!
Mit lieben Grüßen und guten Wünschen für eine schöne Frühlingszeit und ein gesegnetes Osterfest
Dein / Euer / Ihr
Gickel