Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!“ Das ist zugegebenermaßen etwas flapsig ausgedrückt, aber ich möchte mich heute noch einmal so melden, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Etwas biblischer gesagt: „Alles hat seine bestimmte Stunde, jedes Ding unter dem Himmel hat seine Zeit.“ (Prediger 3,1) Die Person, die mir über viele Jahre die Worte eingegeben hat, legt – um im Bild zu bleiben – „die Feder“ aus der Hand. Was vermag ich euch Menschen da unten noch mitzugeben? Immer noch weiter durch Corona beeinträchtigt und jetzt auch noch durch einen Krieg vor der Haustür betroffen: Wirtschaftlich und mental. Mein Gickelshirn ist ja noch kleiner als das Menschliche. Und wenn schon der griechische Philosoph Sokrates sagt: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ – was um Gottes Willen soll ich da sagen? Vielleicht sollten die Menschen ihre geteilten Gefühle der Unwissenheit in eine gemeinsame intellektuelle Demut einmünden lassen? Der „Übermut“ im Lande ist längst Geschichte. Heißt jetzt das Leiden „Untermut“? (Hessisches Pfarrblatt 1/22) Neues zu wagen wird immer schwieriger, juristische Fallstricke überall, was früher einmal „normaler Menschenverstand“ hieß, scheint abhanden gekommen zu sein. Irgendjemand ist immer irgendwie schuld am eigenen Ungemach. Wer ist dafür verantwortlich, dass ich mir hier oben mal den Bürzel abfriere oder ich in der Sonne brüte? Das scheint mein Schicksal zu sein und dafür kann auch der liebe Gott – weiß ihm – überhaupt gar nichts.
Eine Zeitenwende ist da, wenn man auf die Politik hört. Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat es aber doch schon viele Zeitenwenden gegeben. Und es ist doch immer weiter gegangen, weil der Mensch weiß, dass er nur ein Hauch ist (Psalm 39,6) und die menschliche Kreatur sich anzupassen vermag. Seit Jahrzehnten haben sich die Menschen hier im sicheren Westen an Frieden und den Wohlstand gewöhnt. Und an diesem Zustand wird im Moment durch viele Faktoren – die auch noch nicht einmal in der eigenen Hand liegen – gehörig gekratzt. Ich sehe schon, was bei Euch da unten los ist. Ich spüre die mulmigen Gefühle, Verunsicherung und all die Nöte.
Aber…. Wie schaut es aus mit Glaube, Hoffnung, Liebe? Jesus ist auf diese wunderbare Welt gekommen, eben auch, weil sie so furchtbar, so grausam, brutal und mitleidlos sein kann. Er selbst ist ihr zum Opfer gefallen, aber er hat uns auch den Ostermorgen geschenkt. Es ist ja gar nicht die Welt, die furchtbar ist. Es waren, es sind und es werden auch in Zukunft die Menschen sein, die das Gesicht der Welt prägen. Es sei gut oder böse! Und – wie sich gerade nicht weit östlich von hier zeigt – gibt es viele Menschen, die für die Freiheit kämpfen und viele Menschen, die sie darin unterstützen. Europa ist zusammengerückt und das macht Hoffnung, wenn auch noch weiter Menschen sterben werden.
Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich fordere niemand dazu auf, das Leben auf die leichte Schulter zu nehmen oder sich keine Sorgen zu machen!!! Auch wenn die Bilder und Berichte erschütternd, schlimm und – gerade hier im Land – unvorstellbar sein mögen: Es sind komprimierte und massenhaft auf die Menschen einprasselnde negative „Informationen“. Hans Rosling nennt das „die überdramatisierte Weltsicht“ (Factfulness, 2021 – Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist) Als Christenmenschen seid ihr dazu berufen, Hoffnung zu haben und zu verbreiten. Natürlich dürft ihr auch Visionen haben. Und noch einmal Prof. Hans Rosling (1948 – 2017, Gründungsmitglied Ärzte ohne Grenzen e.V.): „Ich bin kein naiver Optimist. Ich bin ernsthafter Possibilist. Ich hänge weder an unbegründeten Hoffnungen, noch lasse ich mich durch unbegründete Befürchtungen ängstigen. Als Possibilist sehe ich alle Verbesserungen und Fortschritte und sie erfüllen mich mit Zuversicht und Hoffnung, dass weiterer Fortschritt möglich ist.“
Gegen alle Realitäten glauben und hoffen die Christen seit 2.000 Jahren auf Jesus Christus, der die Welt überwunden hat.
Fakten basiert, zeigt Rosling auf, dass wir trotz allen Katastrophen in einer Welt leben, die sich seit 1800 immer weiter verbessert hat. Natürlich bleibt noch viel Luft nach oben, aber es wird – im Staat und in den Kirchen – weiterhin daran gearbeitet werden. Es ist auch nicht hartherzig und gewissenlos, von Verbesserungen auf der Welt zu sprechen, solange es immer noch und wieder schlimme Dinge auf der Welt gibt.
Immer daran denken, dass uns die vielen guten Nachrichten überhaupt ja gar nicht erst erreichen.
Und früher war (nach Loriot vielleicht mehr Lametta) aber doch auch wirklich nicht alles besser!
Lebt aus dem Trotzdem und Eurem trotzigen Dennoch weiter. Darum—Ihr Menschen da unten – bleibt mutig, bedacht und geerdet. Der Glaube, den schon Eure Vorväter und—mütter durch ein oft noch viel härteres Leben getragen und begleitet hat… lasst ihn nicht fahren…. Gerade jetzt die Zeit vor Ostern – die Passionszeit – soll Euch erinnern: Hallo, das Leben auf Erden war, ist und bleibt immer auch lebensgefährlich. Das Leben ist nicht nur eitel Sonnenschein, aber auch ein ungewohnt hoher Spritpreis oder ein verpasster Urlaub macht es doch nicht weniger lebenswert oder wunderschön. Schlussendlich möchte ich am Ostersonntag wieder und trotz aller Unbill die Sparren und Balken meiner Kirche knarren hören durch den österlichen Jubelruf: „Der HERR ist auferstanden! ER ist wahrhaftig auferstanden!“
Ostern – die Hoffnung! Damit lässt es sich weiterleben – aller auch vorhandenen Realitäten zum Trotz.
Nun komme ich zum Ende und erinnere mich daran, wie es mit mir als Gickel im Regenbogen einstbegonnen hat. Das war in der Ausgabe Nr. 117 im Jahre 2006. Jetzt schließt sich mit diesem 68. Gickel-Artikel der Kreis.
CHRISTUS spricht: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Offenbarung 1,18)
(Offenbarung 1,18)
In diesem Sinne Gott befohlen Dein/ Euer/ Ihr verstummter Gickel