Aber das will die biblische Geschichte von Lukas und Matthäus im Grunde genommen gar nicht. Der Beginn von Jesus´ Leben war gar nicht so schön. Für Josef und seine hochschwangere Maria gab es keine menschenwürdige Bleibe in Bethlehem. Schließlich musste Maria unter schlimmen hygienischen Bedingungen und Gerüchen ihr Kind gebären. Die Futterkrippe wurde zum Bettchen. Das Gotteskind Jesus hat somit genau das Los von vielen Kindern auf der Welt, die in heruntergekommenen Behausungen geboren werden. Bis heute kommen Kinder zwischen Dreck und Ratten zur Welt, schlafen auf dem blanken Boden oder in einer Pappkiste.
Also will die Weihnachtsgeschichte euch Menschen folgendes sagen: Euer Gott kommt bis in die tiefsten Niederungen zu euch. Besonders im menschlichen Elend zeigt sich Gott und wird einer der Ärmsten. Gottes neue Welt fängt unten an und nicht in den Schlössern der oberen Zehntausend. Die drei Könige bringen ihre kostbaren Mitbringsel in den schäbigen Stall. Das ganze Krippenszenario bekommt so doch einen gewissen königlichen Glanz.
Aber eigentlich gehören diese Figuren gar nicht in die Weihnachtsgeschichte, die der Evangelist Lukas schreibt. Mit ihnen beginnt eine fürchterliche Geschichte, die im Matthäus-Evangelium zu erfahren ist. Der Legende nach heißen sie Caspar, Melchior und Balthasar. Sie sind Sterndeuter, die aus dem Morgenland nach Jerusalem kommen und nach dem neugeborenen König der Juden fragen: “Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten.“ Herodes, der nicht zimperliche König von Juda erschrickt und fürchtet um seine Macht.
Maria und Josef schaffen es gerade noch mit ihrem Kind dem drohenden Tod zu entkommen. Ein Engel ist Josef im Traum erschienen, der ihn warnt. So kann die Familie nach Ägypten fliehen. Jesus, das Gotteskind wird also schon ganz am Anfang seines Lebens ein Flüchtling vor der Mordlust der Machthaber.
Er hat also auch das Schicksal von Millionen von Kindern, die mit ihren Eltern und Verwandten auf der Flucht sind.
Jesus teilt das Los der Menschen auf der Flucht, gestern, heute und auch in der Zukunft. Er teilt das Schicksal mit jenen, die unter meist schlimmen Bedingungen irgendwo gestrandet sind und ausharren müssen. Ihr Menschen dürft nicht vergessen – auch nicht in Eurer Weihnachtsstimmung -, dass das „goldige“ Jesuskind in der Krippe, der Christus, einer von denen gewesen ist – ein Flüchtling eben.
Wenn Ihr in diesen Tagen neben den Geschenkepäckchen eure Krippen aufgebaut habt, diese anheimelnden Szenen, schön anzuschauen, dann vergesst es nicht, was die Weihnachtsgeschichten in der Bibel euch eigentlich wirklich erzählen wollen.
Es werden immer unbequeme Anfragen an euch bleiben, wir ihr lebt und wir ihr Weihnachten feiert. Und die Weihnachtsgeschichten und das Krippenbild fragen euch: Wie steht Ihr – wie stehst Du zu denen, die nichts haben oder auf der Flucht sind?
Von hier oben wünsche ich einen guten Advent, ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen zufriedenen Jahresbeginn 2017.
Schenkt mir auch im neuen Jahr 2017 mal wieder einen Blick nach oben Ihr/ Dein
Gickel
Wir schließen uns den guten Wünschen unseres Kirchturmgickels an und grüßen Sie/ Dich von Herzen
Brigitte Tesch – Vorsitzende des Kirchenvorstands
Pfarrer Michael Merbitz-Zahradnik
Pfarrer Michael Fornoff